Ein kleiner Ausflug in die Welt der großen Kinder.

Der Übergang vom Kindergarten zur Schule markiert für Kinder einen neuen Lebensabschnitt. Für sie beginnt jetzt eine qualitativ neue und ausgesprochen fruchtbare Entwicklungsphase, in der die grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten für den Umgang mit sich und der Welt erworben werden. Das kindliche Denken wird zunehmend logisch, auch wenn es immer noch an das Hier und Jetzt gebunden ist.
Immer wieder begegnet man Kindern in diesem Alter, die wenig akzeptieren, oft zweifeln, „dumme“ Fragen stellen und Vereinbarungen in Frage stellen. Dieses „Selberdenken“ wird oft als Respektlosigkeit wahrgenommen.

Die kindliche Entwicklung zwischen sechs und zehn Jahren ist vielseitig und grundlegend. So entsteht beispielsweise immer mehr Geschlechtsbewusstsein. „Mädchen sind doof – Jungs sind blöd“: Jungen spielen mit Jungen, Mädchen mit Mädchen. Bis zur Pubertät überwiegen ( für die Mehrheit der großen Kinder) getrennte Wege.

Bei den großen Kinder gewinnt die Auseinandersetzung mit Leistung Bedeutung. Sie werden zunehmend wettbewerbsorientierter und vergleichen sich mit anderen. Dabei geraten sie immer öfters ganz schnell in Konkurrenzsituationen.
Hinsichtlich ihrer motorischen Entwicklungsfähigkeiten befinden sich die großen Kinder auf einem Höhepunkt. Die Bewegungs- und Reaktionsgeschwindigkeit sowie die Bewegungskoordination nehmen deutlich zu.

Die logischen Fähigkeiten verbessern sich nach dem sechsten Lebensjahr beträchtlich.
Damit man es anschaulich verstehen kann, werde ich den Perlen-Versuch des Schweizer Wissenschaftlers Jean Piaget vorstellen mit dem erklärt werden kann, wie sich Denken bei Kindern entwickelt.

Doch auch Ängste und Aggressionen bewegen die großen Kinder. Häufig kommt eine neue Komponente im Umgang damit hinzu:
Neben Kontrollverlustängsten (ich weiß, wann ich ausraste und kann nichts dagegen machen), Akzeptanzängsten (bin ich anerkannt, beliebt?), Ohnmachtsängsten (bin ich machtlos?) und der sehr häufigen Aggression aus Frustration (etwas klappt nicht, ich bin enttäuscht, wurde ungerecht behandelt) wird nun auch vermehrt mit Aggression und Angst gespielt. Kämpfen, Verteidigen, Drohen, Brüllen, Verfolgen, Angreifen – alles wird gespielt. (vergl. Gabriele Haug-Schnabel und Joachim Bensel)

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?
Neue Erkenntnisse der Präventionsforschung lassen darauf schließen, dass es doch Bereiche gibt, in denen das Lernen in der frühen Kindheit sich stark auf den Rest des Lebens auswirken. Wir werden diese Bereiche miteinander betrachten.
Dazu ist es für Lehrkräfte außerdem hilfreich zu erfahren, welche Strategien große Kinder haben, um zu lernen.

Zur Vertiefung des Themas erhalten Sie ein Handout mit Literaturhinweisen.

Bei Bedarf kann auch kollegiale Beratung für den Umgang mit einem großen Kind ermöglicht werden.